25. Juni 2010 - 11. Dezember 2010
Am Freitag, 24. Juni, 19 Uhr wird im Kunstmuseum Thurgau die Ausstellung „Karin Schwarzbek. Eine“ eröffnet. Gezeigt wird eine Auswahl der neusten Bilder der Künstlerin, die in den letzten Monaten als Stipendiatin der Thurgauer Wirtschaft in Berlin verbrachte.
Karin Schwarzbek betitelt ihre Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau mit „Eine“. Eine was? Eine Frau? Eine Ansicht? Nur „Eine“, meint die Künstlerin und öffnet damit einen Denk- und Wahrnehmungsraum, wie sie es mit anderen Mitteln auch in ihrer Kunst tut. Denn in den jüngsten Bildern von ihr sind ihre Motive nur noch als Andeutung anwesend. Sie hat die Malerei bis zu einem Punkt geführt, an dem sich das Bild einer Benennbarkeit fast ganz entzieht. So kann ein in Grautönen gehaltenes Farbfeld noch ein Gesicht sein. Aber es ist leer. Auge, Nase, Mund sind weggewischt und trotzdem ist es nicht ausdruckslos. Im Gegenteil: Die Farbflächen werden in ihrer malerischen Verwischung zum Projektionsfeld für vielfältige Emotionen. Das entleerte Gesicht, der nur noch als Andeutung aufscheinende Körper wird zum Ort der Imagination. Angeregt durch eine bestimmte Form oder eine Farbschattierung beginnen Gedanken zu schweifen, angestossen und geführt durch die Atmosphären der Bilder, die manchmal heiter, oft aber auf unerklärliche Art und Weise bedrohlich und unheimlich sind.
Während ihres Berlin-Aufenthalts hat sich Karin Schwarzbek intensiv mit dem Arbeiten auf Papier auseinandergesetzt. „Ich empfinde das Arbeiten auf Papier als sehr anspruchsvoll,“ meint sie im Gespräch. „Der Widerstand, den das Papier bietet, ist ein ganz anderer als beim Malen auf Leinwand. Es liegt immer gleich zuviel Farbe auf dem Papier, das mich nie machen lässt, was ich will. Wenn man mit dem Pinsel einen Körper auf das Papier legt, dann reagiert das Blatt. Es bewegt sich, wölbt sich, schafft einen zwar fragilen, aber doch ganz realen Raum. Diese Bewegung des Materials beeinflusst die Verteilung der Farbe. Diese Körperlichkeit ist auch später noch sichtbar, auch wenn sich das Papier wieder gelegt hat. Der Farbkörper wölbt sich gleichsam in den Raum.“
Die in Berlin entstandenen Arbeiten sind auf diese Weise noch radikaler, noch reduzierter als zuvor. Die Motive bestehen nur noch aus einigen verwischten Farbspuren und allenfalls dem einen oder anderen Farbtupfen auf der Fläche. Die Künstlerin führt das Malen gleichsam zu seinem Nullpunkt und meint: „Im Verlauf der Bildfindung treibe ich die Fragmentierung und Abstraktion der Motive immer weiter voran, soweit, bis der ursprüngliche Inhalt unwichtig wird. Dieser Prozess der Auseinandersetzung mit den Motiven wird soweit forciert, bis sich ein Moment der Überblendung einstellt, ein Moment des Schwindels, wie wenn das Licht zu stark wird. In diesem Moment wird die konkrete Bildinformation überblendet durch das Fliessen von Farbe und Licht, ohne dass die Erinnerung an das ursprüngliche Motiv vollkommen verloren geht. Dadurch öffnet sich ein Raum für freie Assoziationen und die Bildmöglichkeiten vervielfältigen sich.“