Kunstbulletin 12/2010 Hinweis zur Einzelausstellung in der Galerie Bob Gysin von Irene Müller 2010
Seit einiger Zeit verfolgt Karin Schwarzbek (*1969) in ihrer Malerei einen Weg, der sich sukzessive vom Figürlichen ablöst, der den Malprozess ins Zentrum der Auseinandersetzung rückt und daraus neue Impulse gewinnt. Während sich die älteren, kleinformatigen Holztafeln vor allem mit Fragen des Bezugs von Körperfragment und Raum, von konkreter Bildidee und malerischem Einkreisen beschäftigen, scheinen die aktuellen Gemälde einem anderen Antrieb verpflichtet. Das Motiv tritt zurück, präzise Setzungen und flächige Schichtungen, das Akkumulieren und Verschleifen der Farbmaterie auf dem Bildgrund folgen immer mehr einer Dynamik, die sich aus dem Medium selbst entwickelt. So untersucht die Künstlerin in den «Kopf-Bildern» nicht nur die (gedankliche) Verquickung von Innen- und Aussensicht, verschränkt nicht nur frontale (An-)Sicht und den von innen heraus projizierten Blick auf sich selbst; sie lotet zudem die Zonen aus, in denen Malerei etwas über sich selbst erzählt: über Entscheidungsprozesse, Verbindlichkeiten und Bedingtheiten, aus denen letztlich die Formulierung der Bilder resultiert. Schwarzbek tastet ab, was sich am Rand des Gesichtsfelds ereignet – fragile, flüchtige Momente, die nicht nur eine innere Verfasstheit spiegeln, sondern auch den Mal-Anlass selbst konstituieren.